Seit November 2016 mache ich regelmäßig Yoga. Ich habe also ein paar Monate nach unserer Unternehmensgründung damit begonnen. Auch wenn ich rein aus persönlichem Interesse zum Yoga kam – ich sah auch schnell den Nutzen für meine Arbeit.
Zeit also, um zu reflektieren, zu welchen Erkenntnissen ich nach 4 Jahren Yogapraxis gekommen bin.
1. Was ich möchte, ist nicht immer das, was ich wirklich brauche
Ich kam zum Yoga, weil ich einen Ausgleichs-„Sport“ zum Joggen gesucht habe. Ja, man kann Yoga durchaus sportlich betreiben und dabei schwitzen. Es bringt auch was für die Kraft und Dehnbarkeit. Ich wollte anfangs nur rational dabei sein und den ganzen „spirituellen Kram“ nicht mitmachen. Im rein funktionalen Fitnessstudio-Yoga fühlte ich mich aber auch nicht wohl.
Schließlich ließ ich mich auf ganzheitliches Yoga ein und mag am liebsten den fließenden Vinyasa Stil, der auch sportlich betrieben werden kann.
Vinyasa Flows sind fließende Abfolgen von Haltungen, also dynamisch und ineinander übergehend. Je nach Yogalehrer/in folgt danach auch noch ein Teil mit ruhigen Dehnübungen. Am liebsten würde ich nur Flows machen, und auf das Dehnen verzichten. Trotzdem lasse ich mich auch auf alles ein, die Lehrer/innen wissen sehr gut, warum sie die Stunde genau so konzipieren und nicht anders.
Ich habe dadurch gelernt:
Spiritualität ist bereichernd
Meiner Intuition zu vertrauen und auf die eigene Stimme zu hören war für mich ein Wendepunkt im Leben. Es brauchte dann trotzdem noch Zeit, diese Denkweise auch fürs Business zuzulassen. Zu viele Vorurteile und Beschränkungen im Kopf. Doch: Spiritualität, wie ich sie kennengelernt habe, hat rein gar nichts mit Esoterik zu tun.
Es geht im Grunde einfach um Energie. Die Energie, die von einem Sitzplatz im Büro oder im Meetingraum ausgeht. Die Energie in einem Kundengespräch. Die Energie, die ein neues Angebot ausstrahlt. Gibt mir eine Tätigkeit Energie oder nimmt sie mir Energie? Genau danach kann man das Business ausrichten. Energie zeigt sich durch die Begeisterung, die eine Person ausstrahlt. Und nur, wer selbst begeistert ist, kann andere überzeugen.

In diesem besonderen Yogastudio mit Lichtinstallationen habe ich auch Meditationen und Soundhealings besucht.
Mit spirituellen Erfahrungen habe ich schwierige und turbulente Zeiten begleitet. Oft bestätigt sich während einer Session mein erstes Gefühl und wird einfach nur lauter, sodass ich es nicht verdrängen kann.
Manchmal zeigen sich aber auch neue Dinge, Zielbilder, Zukunftsvisionen. Spiritualität ist für mich die beste Möglichkeit größer zu denken, mich heute schon angekommen zu fühlen.
Annehmen, was gerade dran ist
Nur weil ich die Dehnübungen nicht besonders mag, heißt es nicht, dass sie nicht nützlich sind. Ja, ich muss da manch unbequeme Haltung mitmachen, es aushalten, obwohl es unangenehm ist und langweilt. Solange ich mich hinterher gut fühle und zufrieden nach Hause gehe, ist alles gut.
Ganz ähnlich kann es auch mal im Business sein. Es gibt nicht jeden Tag neue, spannende Aufgaben. Manchmal besteht die Aufgabe darin, etwas durchzuziehen. Oder längst vergessene Dinge aufzuräumen. Oder eine Angelegenheit per Telefon zu klären, obwohl ich E-Mails deutlich bequemer finde. Am Ende bin ich glücklich, wenn ich wieder einen weiteren Schritt in Richtung des Ziels gegangen bin.
2. Das Beste für den Moment erreichen
Yoga für mich genau deshalb so wirkungsvoll, weil es kein Leistungsdenken gibt. Es ist völlig ok, wenn man eine Übung nicht kann, meist gibt es einfachere Varianten.
Ich kann Balanceübungen noch heute nicht gut. Das ist ok, ich probiere es einfach von Zeit zu Zeit wieder. Vielleicht funktioniert es diesmal. Und wenn nicht, ich habe andere Stärken. Wenn mich die Yogastunde besonders gut entspannt hat, ist das auch ein Ergebnis.
Ich habe dadurch gelernt:
Es muss nicht alles von Anfang an perfekt sein
Perfektionismus begleitete mich lange Zeit. Heute empfinde ich mich als weniger perfektionistisch, weil ich folgendes gemerkt habe: Wie auch im Yoga darf es im Business Raum zur Entwicklung geben. Im jetzigen Moment gebe ich mein Bestes. Und wenn ich nach ein paar Monaten merke, da ist noch was zu verbessern, ist das ok. Früher hätte ich mich für „solch einen Fehler“ deutlich mehr verurteilt.
3. Gesund bleiben durch weniger Stress
Wenn ich Stress habe, habe ich manchmal Verspannungen im oberen Rücken und an den Schultern. Viel vor dem Computer zu arbeiten und zu wenig Bewegung, weil so viel zu tun ist, begünstigt das natürlich auch.
Es gibt die Formulierungen „Eine schwere Last auf den Schultern tragen“ oder „Es sitzt mir jemand/etwas im Nacken.“. Und da ist in diesem Fall etwas Wahres dran. In den Phasen mit Schulterschmerzen stand ich entweder vor einer großen Verantwortung oder fühlte mich getrieben vor lauter Arbeit.
Ich habe dadurch gelernt:
Gesundheit ist der größte Engpass im Business
Es ist so wichtig, gut zu funktionieren, sowohl körperlich als auch mental.
Es gibt zum einen im Yoga gezielte Übungen gegen Schulter- und Nackenverspannungen, die kann ich auch mal zwischendurch machen, ohne Yogaklamotten und Matte.
Dann stieß ich auch recht schnell auf die Zen-Weisheit „Meditiere 20 Minuten täglich, es sei denn Du hast keine Zeit, dann meditiere eine Stunde.“ Das gilt bei mir seither fürs Yoga.
Ein ähnlicher Spruch ist mir als Business-Weisheit begegnet: „Wenn Du es eilig hast, gehe langsam.“ Ich lache zwar meistens darüber. Langsam gehen? Nein, da werde ich ja womöglich überholt.
Es stimmt, ich hatte es ständig eilig, unfertige Dinge machten mich unzufrieden. Dass wir lange Zeit kein Logo hatten, war so ein Punkt. Aber es braucht so lange, wie es braucht. Es bringt nichts, Druck und Stress auf sich selbst auszuüben. Wenn sich das in Schmerzen ausdrückt, ist es an der Zeit, was dagegen zu tun.
4. Innehalten
Wer mich kennt: Ich bin eigentlich ständig beschäftigt und kann je nach Stimmung auch mal hektisch werden. Zur Ruhe kam ich früher nicht richtig. Alles war mit Aktivität verbunden, zum Nachdenken kam ich nur beim Joggen.
Das führt aber dazu, dass die Verbindung zu mir selbst verloren geht. Ich überhöre ein Stück weit mein Körpergefühl und die Intuition, besonders an Tagen, wo richtig viel los ist.
Mit der Yogapraxis kam auch ein Stück weit Meditation in mein Leben. Anfangs nur als „Shavasana“, der Entspannung in Rückenlage am Ende einer Yogastunde. Später habe ich auch gezielt Meditationsstunden besucht und nutze derzeit dafür YouTube Videos und Online Meditationen zum Anhören.
Ich habe dadurch gelernt:
Entscheidungen schnell und mit gutem Bauchgefühl zu treffen
In der eigenen Firma sind ständig Entscheidungen zu treffen. Früher hatte ich oft keine richtige Meinung dazu oder ich habe die Entscheidung aus Unlust abgegeben.
Hier ist die Verbindung zu mir selbst der Schlüssel. Heute höre ich sofort meine innere Stimme und weiß innerhalb kurzer Zeit, was jetzt für den Moment die richtige Entscheidung ist. Weil ich es spüre und gar nicht anders kann.
Ruhe strahlt Sicherheit aus
Was mir schon immer wichtig ist: Kompetenz und Selbstsicherheit in Gesprächen auszustrahlen. Hier hilft mir auch ein Moment der Ruhe und Fokussierung vorab.
Tief aus dem Bauch heraus atmen, eine Gedankenpause im Gespräch zulassen und dann bewusste Worte wählen, so zu sprechen, dass es angenehm ist, zuzuhören.
Es ist ein sehr großer Unterschied zu dem hektischen Verhalten. Allein von der Körpersprache und der Stimmlage her.

Berghaltung (Tadasana), eine sehr aufrechte und ruhige Haltung zum Beginn und Ende der Flows
Immer gelingt mir diese ruhige Art nicht, weil mich äußere Reize doch beeinflussen. Wenn ich viel Yoga mache und meditiere, merke ich aber auch bewusster, wenn das Verhalten kippt und kann mich besser regulieren.
5. Veränderungen annehmen
Da mich Yoga schon lange Zeit begleitet, ist es zu einer festen Routine im Alltag geworden. Damit bin ich sehr zufrieden, denn ich habe viel erlebt: unterschiedliche Yogalehrerinnen, mehrere Studiowechsel, zwei Schwangerschaften (ohne meinen geliebten Laufsport), Yoga zuhause mit YouTube Videos.

Im Moment mache ich wegen der Corona-Zeit nur zuhause Yoga, langfristig wünsche ich mir wieder einmal pro Woche ein Studio zu besuchen.
Die Atmosphäre im Studio ist doch viel entspannender, es gibt kaum Umgebungsgeräusche, ich kann dort den Alltag besser ausblenden. Dennoch: Es ist immer gut Yoga zu machen. Manchmal untertags, wenn die Sonne durchs Fenster scheint, mal mit meiner Tochter, die daneben strampelt und lacht, manchmal abends, wenn alle schlafen.
Ich habe dadurch gelernt:
Ich kann mein Ding trotz aller Veränderungen durchziehen
So wie Yoga mir Kraft und Energie für den Alltag gibt, so ist es ebenfalls mit meinen Stärken und Talenten, die ich für Webgeist einsetze. Yoga ist mein Anker. Die Kreativität, Intuition und bildhafte Vorstellungskraft ist mein tragendes Fundament für das Business. Ich weiß mittlerweile sehr gut, was ich kann, was ich erreichen möchte und wie mögliche Wege dorthin aussehen.
Fazit:
Die 4 Jahre Yoga möchte ich nicht missen und ich denke, es kommen viele weitere dazu. Yoga ist eine wunderschöne Bewegungsform und kennt nach oben hin keine Altersgrenze.
Ich kann es Dir als Unternehmer/in gerade deshalb empfehlen, weil es NICHT um Zahlen, Leistung und Siege geht. Sport allein ist toll, und doch finde ich mich z.B. beim Laufen schnell in einem Leistungsdenken wieder.
Es muss nicht zwingend Yoga sein. Finde den Ausgleich, der zu Dir selbst passt.
Ich kann nicht erklären wieso, aber die Körperübungen haben auf mich oft eine reinigende, klärende Wirkung. Yoga „löscht“ für mich ein Stück weit Stress und Ärger. Ich spüre vor allem mentale Widerstandskraft, emotionalen Ausgleich und neue Energie nach dem Üben. Genau daher passt es so gut für den Business-Alltag.
Wie tankst Du im Alltag neue Energie auf? Was denkst Du über Yoga und Spiritualität? Kommentiere gerne!